Rückblick auf Führung & Spotlight-Diskussion: „Her mit den Portr[AI]ts“
Am 21. Mai 2025 lud das Netzwerk Feminist AI im Rahmen der Ausstellung „Her mit den Portr[AI]ts“ zu einer Spotlight-Diskussion über Gender Bias und die Zukunft feministischer KI ein. Die Veranstaltung war Teil der gleichnamigen Ausstellungsreihe im Universitätsmuseum Bonn, die bislang übersehene Beiträge von Wissenschaftlerinnen zur Forschungsgeschichte sichtbar macht.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stand die Arbeit „Versäumte Bilder“ der Künstlerin Gesine Born, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz Porträts von Frauen erzeugt hat, deren wissenschaftliche Leistungen historisch ausgeblendet wurden. Besonders dabei war auch die Präsentation der sogenannten „KI-Outtakes“ – also jener Bilder, die während des Entstehungsprozesses verworfen wurden. Dies ermöglichte Einblicke und Fragen darüber, welche Kriterien Einfluss auf die Auswahl der finalen Bilder nehmen und in welchem Ausmaß.
So wurde im Gespräch auch hervorgehoben, dass die von der KI erzeugten Porträts oft ein sehr normiertes, ästhetisiertes Bild von Weiblichkeit wiedergeben. Die Frauen erscheinen fast durchgehend jung, faltenlos, gesellschaftlich „schön“. Eine Beobachtung, die sich auch in der anschließenden Diskussion widerspiegelte: Für die KI schienen Frauen entweder jung oder alt zu sein – ein „mittleres Alter“ findet kaum statt und scheint in der Reproduktion auch für die KI unsichtbar zu sein. Dieses unsichtbare Alter wurde als besonders symptomatisch für gesellschaftliche Bewertungsmechanismen benannt – und von mehreren Teilnehmerinnen persönlich aufgegriffen.
Mehrere Wissenschaftlerinnen meldeten sich im Anschluss an die Ausstellung zu Wort und machten deutlich: Weibliche Pionierarbeit bleibt auch heute in der Forschung oft unsichtbar. Mit ihren Rückmeldungen und Beiträgen „zeigten“ sie sich als bewusste Resonanz auf jene Lücke, die die Ausstellung thematisiert.
Im Übergang zur Spotlight-Diskussion „Invisible Women – Gender Bias and the Future of Feminist AI“ wurden diese Eindrücke vertieft. Der Vortrag von Eva Maria Hille und Dr. Julia Maria Mönig beleuchtete nicht nur strukturelle Verzerrungen in Datensätzen und algorithmischen Entscheidungen, sondern thematisierte auch AI-Fakes und die Notwendigkeit einer feministischen Perspektive auf digitale Repräsentation und geschlechtsspezifische Gewalt.
Besonderes Augenmerk lag auch auf der Ambivalenz von Sichtbarkeit: Zwar wird sie häufig als Lösung für Diskriminierung gehandelt, trotzdem bleibt die Frage was übherhaupt sichtbar gemacht wird. So kann mehr Sichtbarkeit auch zur Reproduktion von Stereotypen und neuen Formen der Unsichtbarmachung führen. KI-generierte Fakes etwa wirken, auch wenn man weiß, dass sie Fakes sind – und prägen so gesellschaftliche Vorstellungen von Geschlecht, Macht und Körperlichkeit weiter mit.
Die offene Diskussion bot Raum für vertiefende Fragen, kritische Anmerkungen und Austausch. Es wurde deutlich: Zwischen Sichtbarkeit und Verzerrung, Anerkennung und Reproduktion, zwischen historischen Leerstellen und gegenwärtiger Technikgestaltung gibt es viel zu verhandeln. Wir laden herzlich dazu ein, gemeinsam weiterzudenken – beim nächsten Event des Feminist AI Netzwerks.